Geometrie und Mystik

1) Stonehenge
2) Pyramide der Maya

Literaturverzeichnis
 

Heute werden Gebäude nach genauen Plänen gebaut, jeder Raum hat seinen Zweck, und dieser ist jedem (meist) klar ersichtlich. Doch schon vor 4000 bis 5000 Jahren wurden riesige Bauwerke aus Stein erbaut. Diese wurden wahrscheinlich ohne Konstruktionspläne geschaffen und doch sind sie perfekt konstruiert. Über die Bedeutung, die Erbauer und den Grund ist wenig bekannt, und die Wissenschafter versuchen diese Rätsel zu lösen. Oft werden verschiedene Theorien aufgestellt, von Zauberei über Feen zu Außerirdischen, die durch Ausgrabungen und Berechnung bewiesen werden müssen.

Bekannte Bauwerke dieser Art sind die ägyptischen Pyramiden, die Pyramiden der Maya und die Steinkreise in Stonehenge.
 

1) Stonehenge

Als "Henges" werden die Steinkreise aus der Jungsteinzeit bezeichnet, diese finden sich vor allem in Irland und England. Stonehenge liegt in 51,11° nördlicher Breite und 1,2° westlicher Länge auf der Hochebene von Salisbury in Südengland. Es ist ein riesiger Bau aus tonnenschweren Steinen, Megalithen (=griech. mega = groß, lith = Stein), die kreisförmig bzw. hufeisenförmig angeordnet sind. Es wurde zwischen 3100 und 1550 v. Chr. in drei Abschnitten erbaut.

Über den Bau und den Zweck der Anlage gibt es viele Theorien. Doch eines ist klar, sie ist - wie die meisten dieser Bauwerke - nach dem Sommersonnenwende-Sonnenaufgang ausgerichtet und diente wahrscheinlich als Kalender. Vorallem zur Bestimmung der Jahreszeiten, da dies für die Bauern und Hirten von großer Bedeutung war. Die Erbauer sind ebenfalls unbekannt.
Eine Theorie besagt, daß die Anlage ein Druidentempel war, doch lebten zu dieser Zeit keine Druiden in England. Einer Sage nach ist Stonehenge eine Gedenkstätte für gefallene Soldaten bei einer Schlacht zwischen den Briten und den Sachsen. Die Steine wurden von einem Riesengeschlecht aus Afrika nach Irland transportiert, dort hat Merlin sie verzaubert und nach England gebracht.
Es wird auch behauptet, Stonehenge sei von Außerirdischen als UFO-Landeplatz erbaut worden.
Ob der Steinbau eine Begräbnisstätte, eine kulturelle Stätte oder eine Sternwarte war, ist unklar.

Nach diesen Mutmaßungen nun zu Fakten:

Stonehenge besteht aus verschiedenen Kreisen. Der äußerste ist ein Erdwall mit 96,78 m Durchmesser. Faszinierend ist die Genauigkeit des Kreises, was zeigt, daß auch schon die Steinzeitmenschen einiges von Geometrie verstanden. Der nächste Kreis (Durchmesser: 87 m) wird von Löchern, den sog. Aubrey-Löchern gebildet.

Wichtig sind die "Vier Stationen", die ein genaues Rechteck bilden, dessen Diagonalen sich im Mittelpunkt der Kreise schneiden und der Heel-Stone. Dieser ist 6,10 m lang und 1,20 m in der Erde vergraben, er hat einen elliptischen Grundriß mit 2,74 m Haupt- und 2,10 m Nebenachsenlänge, er wiegt 35 Tonnen und steht 78 m von Zentrum entfernt. Am 21. Juni geht die Sonne links von der Spitze des Heel-Stone auf und wandert zu dessen Spitze.

Im Inneren stehen fünf Trilithe (zwei aufrechte Steine verbunden durch einen horizontalen Stein, 2 + 1 = 3 ... tri) in Hufeisenform. Sie waren ca. 4,70 m breit und zwischen 7,77 m und 6,10 m hoch. Der Abstand der Säulen betrug ca. 40 cm. Im Inneren dieser Figur liegt wiederum ein Hufeisen aus zylindrischen Blue-Stones (granit- oder basaltartiges Eruptionsgestein; Dolorit, Rhyolit), mit einem mittleren Durchmesser von 61 cm und Höhen zwischen 1,83 m und 2,83 m. Weitere (ca. 40 - 60) Blue-Stones umschließen die Trilithe mit einem Kreis mit Durchmesser 23,30 m, die Höhe liegt zwischen 0,7 und 2 m.

Ein größerer Kreis (Durchmesser 29,56 m) aus 30 Sarsen-Steinen (abgeleitet von saxon, ses oder sesen = Stein; lat. saxum = Felsen) liegt konzentrisch zum Blue-Stone Kreis. Diese Sarsen-Steine sind durchschnittlich 4,11 m hoch, 1,14 m breit, 2,13 m lang und 30 Tonnen schwer. Sie sind oben durch horizontale Steine (Stürze) mit Maßen 1,07/0,81/3,2 m verbunden, wobei diese Stürze bogenförmig sind und so ein genauer Kreis gebildet wird. Interessant ist, daß der Kreis fast exakt in 30 Teile geteilt wurde.
Die Erbauer hatten nicht nur ein gutes technisches, sondern auch geometrisches Verständnis. Wie die bis zu 50 Tonnen schweren Steine von anderen Teilen Englands (aus über 200 km Entfernung) an diesen Standort transportiert wurden, ist nicht bekannt. Über die Technik der Aufstellung der Trilithen gibt es verschiedene Theorien. Die Oberfläche der Steine wurde mit primitiven Werkzeugen behandelt und geschliffen. Um einen besseren Halt der Stürze zu gewährleisten, wurden an der Oberseite der vertikalen Steine Zapfen herausgeschlagen und die Quersteine hatten die zugehörigen Zapfenlöcher.

Bsp 1: In dem Text wird beschrieben, daß Stonehenge nach dem Sommersonnenwende-Sonnenaufgang ausgerichtet ist. Welchen Winkel muß die Achse (siehe Grundriß) zur Nordrichtung einschließen, damit die Sonne links von der Spitze des Heel-Stone aufgeht?

Anleitung: Am 21. Juni (Sommersonnenwende) steht die Sonne am nördlichen Wendekreis im Zenit, d.h. die Neigung zwischen den, als parallel anzunehmenden Sonnenstrahlen und der Erdachse beträgt 90° - e . e = 23,5° ...Schiefe der Ekliptik: Die Erdachse steht in einem Winkel von 66,5° zur Erdbahnebene. Dieser Winkel bleibt beim Lauf um die Sonne immer gleich und ist verantwortlich für die unterschiedlichen Jahreszeiten und Tageslängen. (Siehe Schreiner: Physik, Kapitel „Geozentrisches und heliozentrisches Weltbild; Atlas)
 
 

Konstruktion:

1. Die Erdkugel wird an diesem Tag genau zur Hälfte beschienen, die Grenze Tag-Nacht ist also der Umriß (=projizierender Großkreis normal zu den Sonnenstrahlen)).

2. Einzeichnen von Stonehenge, aufgrund der Erddrehung beschreibt der Ort einen Kleinkreis (Breitenkreis).

3. Die Sonne geht genau dann auf, wenn der Kleinkreis den Umriß-Großkreis schneidet.

4. Konstruktion der Tangentialebene in diesem Schnittpunkt.

5.Paralleldrehen der Tangentialebene und Bestimmung des Winkels zwischen der Nordrichtung (Tangente an Meridiankreis) und dem Sonnenstrahl.
 

Bsp 2: Um welche Zeit geht die Sonne auf, wenn vorausgesetzt werden kann, daß sie um 12 Uhr mittags Ortszeit genau im Süden steht?
 

Bsp 3: Wie müßte das Stonehenge-Monument in ________________ aufgestellt werden, d.h. welchen Winkel müßte die Achse zur Nordrichtung haben? (vgl. PC-Programm)

Bsp  4: Konstruiere mit dem CAD-3D Paket mit Hilfe des Grundrisses und den Angaben im Text den Sarsen-Kreis und die zwei "Hufeisen", wie sie vor 4000 Jahren ausgesehen haben könnten.

Arbeitsauftrag: Suche Informationsmaterial über Stonehenge und andere Megalithbauten.
Überlege, wie die Querbalken so hoch gehoben und die Steine in der Erde versenkt werden konnten. (vgl. Literaturliste [PM-Perspektive 93/034 S.61])
 
 

2) Pyramide der Maya

Die „Pyramide des Kukulcan" (auch Quetzalcoatl, bedeutende Gottheit) steht in Chichén-Itzá, einer der großartigsten Maya-Städte auf der Halbinsel Yucutan. Kukulcan heißt wörtlich übersetzt „Gefiederte Schlange".

Die Pyramide erhebt sich über einer quadratischen Grundfläche von 55,50 m Seitenlänge über 30 m hoch bis zu einer Plattform. Vier Treppen mit je 91 Stufen führen zu dieser Plattform, die ein Tempel krönt.

Der Bau birgt verschiedene astronomische und religiöse Anspielungen. So ergeben die vier Treppen insgesamt 364 Stufen, rechnet man die oberste Plattform hinzu, so sind es in Summe 365, also ein Sonnenjahr. Jede Fassade ist mit 52 steinernen Platten verkleidet, das spiegelt auf den heiligen Kalenderzyklus von 52 Jahren wider und die vier untergegangenen Weltalter. Die neun Stockwerke symbolisieren die neun Himmel. Im Inneren der um 1000 n.Chr. erbauten Pyramide ist eine ältere, vor rund 1000 Jahren aufgegebene, Pyramide, die völlig überbaut wurde.

Ein astronomisches Phänomen findet am 21. März (Frühlingsbeginn) statt. Um 16.35 Uhr Ortszeit beginnt ein faszinierendes Schauspiel.

Die untergehende Sonne bildet auf der Nordtreppe gleichschenkelige Dreiecke. Je mehr sie nach Westen wandert, um so mehr Dreiecke ziehen sich nach unten, bis sieben zusammenhängende Dreiecke eine gleichmäßige Zickzacklinie bilden. Der Höhepunkt ist erreicht, wenn sich das Lichtband mit dem Schlangenkopf, der sich am Fuß der Treppe befindet, zu einem Schlangenkörper vereinigt. Dieser Körper bleibt aber nur wenige Minuten erhalten, dann löst sich das Ganze in umgekehrter Richtung wieder auf, bis die Sonne unter dem Horizont verschwindet.

Dieses Ereignis findet zweimal im Jahr statt, am 21. März und am 21. September, denn an diesen Tagen geht die Sonne an allen Orten der Erde im Osten auf und im Westen unter, d.h. Osten und Westen werden festgelegt.

Unter diesen Gesichtspunkten gesehen, sind die Fassaden nicht nur Dekoration und die Neigung der Pyramide nicht willkürlich, sondern sie wurden nach genauen Beobachtungen des Sonnenlaufes entworfen, berechnet und ausgemessen.

Dies kann nachgeprüft werden: Die Pyramide liegt nicht exakt in Nord-Süd-Richtung, sondern weicht um 22° von dieser Linie nach Osten ab. Erst die spezielle Orientierung, aber auch die Größe und Neigungswinkel der Stockwerke und die Höhe der Treppenflanken bewirken das magische Sonnenmuster an den beiden wichtigen Tagen.

Bsp. 5: Bastle ein Pop-up-Modell der Maya-Pyramide.
 

Literaturverzeichnis
 

Kostof, Spiro: Geschichte der Architektur, Band 1; Von den Anfängen bis zum Römischen Reich. S. 41 - 45 Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1992
Beschreibung der einzelnen Bauphasen und der Funktion des Monuments. Gute Pläne und Bilder.
PM-Perspektive: Versunkene Kulturen. 93/034. S. 65-69
Kurzer Bericht über die Bedeutung und Errichtung des Bauwerks.
Hawkins, Gerald S.: Merlin, Märchen und Computer. Das Rätsel Stonehenge gelöst? Deutsche Erstausgabe, Verlag Clemens Zerling, Berlin, 1983 ISBN 3-88468-010-2; Universitätsbibliothek: I 1.053.368
Ausführliche Beschreibung der einzelnen Theorien über die Erbauer und die Funktion von Stonehenge. Er selbst stellte eine neue Theorie über die Nutzung der Aubrey-Löcher zum Voraussagen von Mond- und Sonnenfinsternissen auf. Es ist leicht zu lesen, enthält auch wissenschaftliche Berechnungen, Tabellen, Zeichnungen und stimmungsvolle Bilder.
Niel, Fernand: Auf den Spuren der großen Steine. Stonehenge, Carnac und die Megalithen. S. 129 - 193. List Verlag, München, 1977 ISBN 3-471-78215-X
Erläutert die einzelnen Bauteile, deren Zweck, Herkunft und Herstellung. Berichtet über die Geschichte von Stonehenge, dessen Erbauer und Zerstörung. Befaßt sich allgemein mit dem Thema der Megalithbauten.
Van der Waerden, B. L.: Geometry and algebra in ancient civilizations. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York Tokyo, 1983
Kurze Erwähnung von Stonehenge im Zusammenhang mit anderen "Steinbauten" wie Woodhenge.

Sellenriek, Jörg: Zirkel und Lineal; Kulturgeschichte des konstruktiven Zeichnens. Verlag Callwey, München, 1987
Wird im Zusammenhang mit Bauten ohne Konstruktionspläne behandelt.

Schreiner, Josef: Angewandte Physik 1. Für mittlere und höhere Schulen. Verlag Hölder-Pichler-Tempsky, Wien, 2. Auflage 1990
Ed. Hölzel: Unterstufen-Atlas
Baumann, Peter; Kirchner, Gottfried: Terra-X. Rätsel alter Weltkulturen, 1.Folge. S. 242 - 249. Weltbild-Verlag GmbH, Augsburg 1991.


Internet-Adressen:

http://home.earthlink.net/~ shadowfax/sfstone.htm